Aus der Chronik:
Am 10. April 1886 wurde der Verschönerungsverein Gräfenberg,
der später in den Fränkische-Schweiz-Verein aufging, gegründet. Es ist sicher kein Zufall, daß seine Entstehung gerade in das Jahr 1886 fällt. Damals stand nämlich die Eisenbahnstrecke von Erlangen
nach Gräfenberg kurz vor ihrer Vollendung und sollte noch im Herbst des gleichen Jahres eröffnet werden.
Damit ergab sich für breite Bevölkerungsschichten im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen erstmals die Möglichkeit, Ausflüge nach Gräfenberg und seinem reizvollen Hinterland zu machen und noch am Abend
des gleichen Tages wieder heimzukommen.
Durch die Zukunftsperspektiven motiviert, wurden Überlegungen angestellt, was zu unternehmen sei, um den Touristen den
Aufenthalt im Städtchen so angenehm wie möglich zu machen und ihnen die Schönheiten der Natur besser vor Augen führen zu können. Daraus ergab sich ein Zusammenschluss Gleichgesonnener, der
schließlich zur Gründung des Verschönerungsvereins führte.
Vorsitzender wurde zunächst der Kupferschmiedemeister Georg
Münz. An seine Stelle trat aber schon bald der Gerbermeister Konrad Dorn, der dieses Amt dann über 25 Jahre lang bekleidete. Unter seiner Regie gelang es, die bis dahin fast völlig kahlen, steinigen
Hänge im Norden und Westen Gräfenbergs
in oft mühseliger Arbeit mit jungen Bäumchen und Sträuchern zu bepflanzen und damit einen Grüngürtel um den Ort zu legen. Gleichzeitig wurde damit begonnen, ein umfangreiches Netz von Spazierwegen
anzulegen und an den schönsten Stellen
Ruhebänke zu errichten.
Ebenfalls 1886, fast gleichzeitig mit der Vereinsgründung, übernahm im Alter von 65 Jahren der beim Volk sehr beliebte und für seine Naturverbundenheit bekannte Prinzregent Luitpold nach dem Tode
von Ludwig II. den bayerischen Thron. So ist es nicht verwunderlich, dass ihm zu Ehren an seinem
80. Geburtstag im Jahre 1901 -unter gleichzeitiger Erinnerung an das 15jährige Bestehen des Verschönerungsvereins - in den Anlagen am Fuße des Schilms ein Denkmal in Form einer aus Natursteinen
errichteten Pyramide feierlich enthüllt wurde. Bereits 10 Jahre vorher, zum 70. Geburtstag des Landesvaters, wurde dieser Hang in Luitpoldhain umbenannt und eine Luitpoldlinde gepflanzt. Als
der Prinzregent im Jahre 1911 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auch noch seinen 90. Geburtstag erlebte, gesellte sich noch eine Luitpoldeiche hinzu.
Der Verschönerungsverein hatte ebenfalls Anlass zum Feiern
und beging sein 25jähriges Stiftungsfest. Damit verbunden war eine Ehrung für den verdienten und immer noch aktiven Vorsitzenden Konrad Dorn. Auf Betreiben des Vereins hin wurden in diesem
Jubiläumsjahr die für Besucher besonders
interessanten Fassaden des Rathauses und des gegenüberliegenden sogenannten „Wolfsberger Schlosses" gründlich renoviert. Aber auch weniger augenfällige Verbesserungen hatte man sich ausgedacht.
Eine davon war die Anbringung einer großen Übersichtstafel für die von Gräfenberg ausgehenden Wanderrouten mit ihren Markierungen am Ausgang des Bahnhofes sowie eine weitere Orientierungshilfe am
Marktplatz.
Eine der Hauptaufgaben des heutigen Nachfolgevereins wird es
sicherlich sein, dieses 100jährige Erbe zu pflegen, aber gleichzeitig auch neue Akzente zu setzen. Vor allem ist es notwendig geworden, das Augenmerk verstärkt auf die Erhaltung beziehungsweise
sinnvolle Renovierung der wenigen noch
verbliebenen originalen Bausubstanz zu richten, zumal auch der moderne Tourismus immer mehr dazu neigt, Natur und Historie zu verbinden.
Gerhard Gundelfingen. FSV-Heft 4/1987